Der Ochsenweg –
Was ist das?
Es ist grob gesagt der historische Hauptweg in Schleswig-Holstein (D) und Jütland (DK).
Während man in Dänemark heute seine strategische Bedeutung mit der Umschreibung „Hærvej“ (Heerweg) betont, hat sich in Schleswig-Holstein als Wegename „Ochsenweg“ etabliert.
Er wird darauf zurückgeführt, dass die ab dem 13. bis zur Mitte des 19. Jahrhundert von Mitteljütland aus stattfindenden (Mager-) Ochsentriften mit bis zu 50.000 Tieren hier stärker im kollektiven Gedächtnis verankert blieben.
Um die Bedeutung dieses Weges für die Entwicklung Schleswig-Holsteins und des angrenzenden Dänemarks aber fundiert darzustellen, bedarf es eines tiefen Eindringens in die Landeskunde. Eine ihrer Grundlagen ist die Erkenntnis, dass Schleswig-Holstein und das dänische Jütland eine ca. 500 km lange, Nord-Süd – gerichtete Halbinsel zwischen Nord- und Ostsee darstellen, die von der Elbe im Süden bis zum nördlichen Küstensaum an Kattegat und Skagerrak reicht.
Geologisch von den Eiszeiten vorgestaltet und bis heute
besonders an den Küsten dem Landschaftswandel unterlegen, zwang ihre Form dennoch seit alters her jeglichem Fernverkehr die Richtung auf. Dabei bildeten sich besonders in Schleswig-Holstein schmale, passartige, für jeglichen Nutzer unvermeidliche Wegeläufe heraus.
Es gilt heute als wissenschaftlich erwiesen, dass der
„Ochsen-, bzw. Heerweg“ schon in der älteren Bronzezeit
(1700 -1100 v. Chr.) als Handelsweg etabliert war. Auf ihm
wurden damals Nordeuropa immense Mengen an Rohstoffen (Kupfer und Zinn) transportiert.
Dies war aber nur durch die Nutzung landschaftlich
erzwungener Wegepassagen möglich – als da sind:
Große und kleine Furten durch die Elbe (Hamburg), Pinnau
(Uetersen), Krückau (Elmshorn), Stör (Itzehoe) und Eider
(Rendsburg) sowie die Schleswiger Landenge und den
Engpass bei Sankelmark.
Den ältesten schriftlichen Wegenachweis liefert um 1070
n. Chr. der Chronist Adam von Bremen: „Von Schleswig bis
nach Aalborg (…) hat man eine Wegstrecke von fünf bis
sieben Tagesreisen vor sich. Das ist Kaiser Ottos Marschroute (…).“
Um 1150 empfiehlt gar der isländische Abt Nikolaus diesen Weg für skandinavische Rom- und Jerusalem Pilger. Der erste Eintrag in eine Landkarte findet sich 1588. Kartograph D. Frese vermerkte in seiner „Pinneberger Landtafel“ auf Niederdeutsch: „dit is de Ossenwech van Bramstede na Wedel“. Fasst man zusammen, so spiegelt der „Ochsenweg“ das kulturelle, ökonomische und politische Werden des Landes in einzigartiger Weise wider.
Als Zeugen hierfür dienen seit den Anfängen der geschichtlichen Zeit:
- die namengebenden Ochsentriften als herausragendes Beispiel für Handel und Wandel
- zahlreiche militärische Ereignisse, mit denen die strategische Bedeutung des Weges („Heerweg“) hervorsticht
- die Hinweise auf die Nutzung von Pilgern auf dem Weg zu den heiligen Stätten der Christenheit in Rom, Jerusalem und Santiago de Compostella
… um nur die wichtigsten schlaglichtartig herauszugreifen! Heute besitzt der „Ochsenweg“ eine große touristische Bedeutung. So wurde ab den 1990er Jahren für Radwanderer ein Fernradwanderweg eingerichtet. Zudem ist der „Ochsenweg“ in Schleswig-Holstein und Dänemark als Pilgerroute in das Fernwanderwegenetz der „Jacobswege“ integriert.